Shibari


Was ist Shibari?

Shibari

Das japanische Substantiv Shibari (縛り) kann Bindung, Regulierung, Grenze und/oder (eine vertragliche) Bindungsfrist bedeuten. Ein alternatives Wort, das verwendet wird, ist das Substantiv; Suru-Verb Kinbaku (緊縛), was soviel wie „eng binden“ bedeutet; enge Bindung und/oder (sexuelle) Bondage. Ergo ist Shibari im Kontext das japanische Wort für Fesseln oder (Fest-)Binden.

Anwender japanischer Seilbondage assoziieren häufig beide Wörter mit der Fesselkunst je nach deren erster Verwendung und/oder deren Einfluss bzw. Einflüssen. Oder sie verwenden beide Begriffe ohne jegliche Differenzierung. Die Umsetzung kann mehr Relevanz als die Begrifflichkeit haben. Eine Nuance ist, dass Shibari sich auf das Fesseln bezieht, Kinbaku zusätzlich jedoch Erotik und / oder Sadomasochismus (Jp. Seme) beinhaltet. Japanische Praktizierende neigen im Allgemeinen dazu, dies nicht so detailliert zu analysieren. Die japanische Sichtweise unterscheidet sich oft im Vergleich zur westlichen Sichtweise je nach Einfluss aus historischen, kulturellen, spirituellen, gesellschaftlichen und/oder hedonischen Gründen.

Das Fesseln in einem Erwachsenenkontext entstand im Verborgenen, da illustrative Darstellungen anfangs rechtlich und/oder sozial akzeptabler waren, z.B. Itō Seiu und dann John Willie. Beide hatten Einfluss auf die japanische Seilbondage. In der kontextuellen Entwicklung beeinflusste das künstlerische Ero-Guro-Genre (erotisch-grotesk) der 1920er-30er Jahre mit seinen Parallelen zur zeitgenössischen amerikanischen Pulp Fiction, die in den Jahren 1952 - 1975 für das Kitan Club-Magazin eingereichten Beiträge Mitwirkender, gefolgt von Manga etc., der Erotik- und Theaterfilmpornografie der 1960er-70er Jahre und dem Boom der Sadomasochismus-Magazine der 1970er-80er Jahre. Ältere Japaner bezeichnen dies als Shibari aus der Showa-Ära; dem Kinbaku vor 1990, als die Veranlagung/Gesinnung der gefesselten Person von größerem Interesse war als die verwendeten Fesselmethoden. 

In der folgenden Ära öffneten Pornofotografen, Filmproduzenten und Entertainer neue Märkte für Enthusiasten mit dem Wunsch die Fesselkunst zu erlernen und weiterzuentwickeln. Die resultierende Erneuerung des Genres gepaart mit Experimenten trieb die Entwicklung der Suspension voran. Während Seilbondage weltweit existierte (z.B. Jeandel, Paris 1890er, Klaw, New York 1950er, San Francisco und Texas Schwulenszenen, 1970er Jahre, etc.), ermöglichte ein Mangel an gesetzlicher Regulierung, kombiniert mit der Nachfrage durch den Wirtschaftsboom der 1960er-90er Jahre, dass Japan kommerzielle Pionierarbeit für das Genre leistete. 

Das westliche Interesse an Shibari wuchs besonders effektiv kombiniert mit romantischem Orientalismus, Esoterik und mythischer Feudalgeschichte in den Yahoo-Gruppen der späten 90er und 2000er Jahren heran. Im westlichen Gebrauch hat sich die Shibari Seilbondage seitdem vom sado-erotischen in eine Vielzahl von Subgenres diversifiziert: Ästhetik, Mode, Glamour, Bewegung, Sport, Yoga, Heilbehandlung, tantrisch, Meditation, Romantik, Kampftechnik usw. und wird voraussichtlich weiterwachsen, insbesondere in den nicht-sado-erotischen Bereichen (Vanilla). 

Unternehmerisch orientierte Individuen versuchen Shibari für den Mainstream zugänglich zu machen, indem sie Shibari-Stile und -Schulen erfinden/gründen, Gruppen und Dojos bilden und in Workshops unterrichten. Inzwischen ist für viele dabei die Fesseltechnik zum vorherrschenden Fokus geworden, angeblich im Zusammenhang mit der veränderten Einstellung zum Fetischismus.